Ein Film von Ulrike Franke und Michael Loeken
Das gesamte Ruhrgebiet hatte in den vergangenen Jahrzehnten den massiven und zugleich schleichenden Strukturwandel der Deindustrialisierung zu stemmen. Ausgedehnte Flächen, auf denen früher Hochöfen, Kokereien oder Stahlwerke Tag und Nacht in Betrieb waren, stehen mittlerweile leer und prägen die Stadtbilder. Die Bevölkerungszahlen gehen zurück, Menschen werden älter und die Gemeinschaft bunter. Den alten Dortmunder Arbeiterstadtteil Hörde ereilt mit Arbeitslosigkeit, städtebaulichem Verfall und allgemeiner Perspektivlosigkeit das Schicksal vieler ehemaliger Industriestandorte in Europa und Nordamerika. Lethargie macht sich breit. Das Gespenst der schrumpfenden Städte geht um. Doch schon bald nach dem Ende der Stahlindustrie werden die Bürger von Hörde durch die Visionen einiger vorausblickender Männer und Frauen aus den Planungsstäben der Stadt geweckt. In den Beschreibungen des Zukunftsprojektes ist nicht mehr von harter Arbeit die Rede, von Stahlwerk, Umweltverschmutzung oder Lärm. Die Stichworte lauten jetzt Freizeit und Erholung, Dienstleistungsgesellschaft und mediterranes Flair. Eine Idee ist geboren, die den Menschen eine nachhaltige Zukunft bieten soll. Kein bis dato typisches Ruhrgebietsszenario ist in den Plänen und Köpfen der PHOENIX See Entwicklungsgesellschaft mehr vorgesehen. Stattdessen soll ein harmonisches Nebeneinander von hochwertiger Wohnbebauung und renaturierter Landschaft, in der Freizeit und Arbeiten keinen Gegensatz bilden, entstehen. Jeder will dabei sein, beim Aufbruch in die neue Zeit. Eine Straße am Rande der Großbaustelle. Bis auf wenige Ausnahmen sind die Häuser heruntergekommen und in einem schlechten Zustand. Jahrzehntelang haben Umweltverschmutzung, Abgase, Staub und Dreck an den Fassaden genagt. Einige stehen leer, die Fenster vernagelt. Billiger Wohnraum, den inzwischen untere Einkommensschichten und Verlierer des Strukturwandels nutzen. Sie wohnen seit Generationen hier, haben das Stahlwerk kommen und gehen sehen. Hier bangt die Kioskbesitzerin Anna um Kunden, plauscht der Stadtteilpolizist Wegner mit seinen Schäfchen, während am Bauzaun die Kiebitze den Fortschritt der Bagger und Abrissbirnen kommentieren. Am Infopoint zeichnet Ursula Klischan, gerade zurück von der letzten Marketingsitzung, farbenfrohe Bilder aus Matsch und Phantasie, während am gegenüberliegenden Ufer Willi Garth, einer der letzten Retter der Hörder Thomasbirne, für das Begreifen der nicht minder von Menschenhand geschaffenen Vergangenheit kämpft. So beginnt für viele eine kleine Reise in eine große Zukunft. Werden die neuen Bewohner in ihren Seehäusern daran teilhaben? Von ihren Baugrundstücken aus können sie zum zukünftigen Ufer blicken. Die angrenzenden Wohngebiete müssen aufgewertet und sozial stabilisiert werden. Planer und Entwickler wollen eine neue Stadt – mit neuen Menschen. Wie Phönix aus der Asche soll Hörde dabei wieder neu erstehen. Der Vogel ist Sinnbild für einen rasanten Aufstieg nach einem Fall oder einer Niederlage. Diesem Bild sind die Stadtplaner verhaftet, wenn sie den Erfolg des Vorhabens zu untermauern und die positive Dynamik ihrer Pläne zu unterstreichen suchen. Wenn der See erst einmal geflutet ist, dann muss man schnell handeln, darf nichts schief gehen. Immerhin stecken in dem Projekt 300 Millionen Euro. Man will sich im globalen Markt positionieren, das neue, moderne Dortmund bauen. Die eine Gewissheit stets im Hinterkopf: Der Markt wird’s regeln!
REGIESTATEMENT
Wir drehen seit über 10 Jahren Filme über das Ruhrgebiet und sind von den Geschichten der Menschen in dieser von gigantischen Veränderungen geprägten Landschaft immer wieder fasziniert.
In GÖTTLICHE LAGE, Eine Stadt erfindet sich neu haben wir über fünf Jahre den Umbau eines Stahlwerksgeländes in Dortmund –Hörde zu einem noblen Villenviertel rund um einen künstlichen See beobachtet. Den Wandel eines alten Arbeiterstadtteils zum Wohnort für die Akteure der Freizeit- und Dienstleistungsgesellschaft.
Extremer kann der Bruch mit der Vergangenheit in einer ehemaligen Metropole der Stahlindustrie kaum sein.
Dabei interessieren uns vor allem die Geschichten der Menschen, deren alte oder neue Heimat das Ruhrgebiet ist, die dort leben und arbeiten oder auch keine Arbeit mehr finden, weil die Deindustrialisierung viele Arbeitsplätze gekostet hat. Menschen die aus unterschiedlichsten Perspektiven vom Strukturwandel betroffen sind oder deren Lebensgrundlage vom Strukturwandel erschüttert wird.
GÖTTLICHE LAGE bildet in unserer Filmarbeit den dritten Teil einer Trilogie über den Strukturwandel im Ruhrgebiet. Der erste Teil ist LOSERS AND WINNERS, Arbeit gehört zum Leben. Ein Film über die Demontage der Kokerei Kaiserstuhl in Dortmund durch einen chinesischen Staatskonzern. ARBEIT HEIMAT OPEL, ein Film über junge Menschen, die bei Opel in Bochum für ihr zukünftiges Leben ausgebildet werden, wobei die Zukunft des Autowerkes auf tönernen Füssen stand und die Schließung des Werkes sich anbahnte.
Und schließlich GÖTTLICHE LAGE, ein Film der sinnlich erfahrbar macht , was das abstrakte Wort Gentrifizierung für die betroffenen Menschen und das Zusammenleben in den Städten bedeutet.
Aachen | Apollo | 09.11.2014 | 2. NRW Kinotag |
Augsburg | Thalia | ab 06.10.2014 | |
Berlin | Bali | 27.11. - 03.12.2014 | |
Bremen | City 46 | 13. + 14. + 19.01.2015 | |
Coesfeld | Cinema | 17. + 22.03.2015 | |
Dortmund | Augustinum | 29.01.2015 | mit Regiebesuch |
Dortmund | Camera | 22.11.2014 | |
Dortmund | Kino im U | 29.03.2015 | |
Duisburg | Filmforum | 09.11.2014 | 2. NRW Kinotag |
Düsseldorf | Filmwerkstatt | 15.01.2015 | |
Heidelberg | Karlstorkino | 13.01.2015 | |
Herdecke | Onikon | 13.01.2015 | |
Hildesheim | VHS/Kellerkino | 31.03.2015 | |
Hillesheim | Eifel Filmbühne | 17., 18. + 20.04.2015 | |
Kassel | Dokfest | 14.11.2014 | |
Konstanz | Scala | 06.11. - 12.11.2014 | |
Lahnstein | Kino | 21.11.2014 | |
Lüdenscheid | Filmpalast | 12.11.2014 | |
Lünen | Kinofest | 14.11.2014 | |
Oberhausen | Lichtburg | 05.10., 12.10., 19.10. + 26.10.14 | |
Oberhausen | Walzenlager | 04.12. - 09.12.2014 | |
Regensburg | Filmgalerie | 04.01. + 11.01.2015 | |
Schorndorf | Kino Kleine Fluchten | 30.10. - 02.11.2014 | |
Soest | Schlachthof Kino | 15.11., 16.11., 23.11. + 29.11.2014 | |
Traunstein | Central Kino | 20.03.2015 | |
Weimar | Lichthaus | 19.01.2015 | mit Regiebesuch |
Wetter | Lichtburg | 9. + 10.1.2015 | am 9.1. mit Filmemachern |
Ursula Klischan
Heinz Hüppe
Ludger Schürholz
Frank A. Kirsch
Willi Garth
Joachim Wegner
Anna Mihatovic
Klaus Tillmann
Hüsein Balci
Gerd Nikoleizig
Dr. Axel Gösche
Leo und Elena
Tchernahovsky
Giovanna und Garvin Rabe
Regina und Günter Kujath
Georg Steupert und Kollegen
Manfred Renno
Prof. Alexander Doderer
Ludger Wilde
Roland Huber
Prof. Dr. Franz Pesch
Dr. Christian Falk
Norbert Kelzenberg
Olaf Greve
Ulrich Kemper
Angelika Manthey
Helmut Broich
Rainer Bücker
Peter Schmitz
Kinder der Weingartenschule am Phoenix See
Larry Hagman †
Regie
Ulrike Franke, Michael Loeken
Drehbuch
Ulrike Franke, Michael Loeken
Kamera
Jörg Adams, Michael Loeken, Dieter Stürmer, Rüdiger Spott, Reinhard Köcher, Gertrud Schweers, Michael Chauvistré, Leif Karpe, Dusan Solomon
Ton
Filipp Forberg, Axel Schmidt, Oscar Stiebitz, Ulrike Franke, Ute Haverkämper
Schnitt
Bert Schmidt
Tonschnitt
Victor Rosario
Tongestaltung
Karl Atteln, Tim Elzer
Aufnahmeleiter
Jan Michael Skavron, Christian Lailach
Zeitraffer
Filipp Forberg
Eine Produktion der
loekenfranke filmproduktion
Hergestellt mit Unterstützung der
Film- und Medienstiftung Nordrhein-Westfalen, des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM)
und des Deutschen Filmförderfonds
Kinostart | 21. August 2014 |
FSK | 0 |
Runtime | 104 Min. |
DVD-Release | 10. April 2015 |
Verpackung | Softbox |
Sprache | Deutsch |
Label | Good Movies |
Distributor | Indigo |
BestellNr | 999798 |
EAN | 4047179997980 |
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