Deutschland 2015
Dokumentarfilm

Kinostart
14. April 2016

DVD-Release
7. Juli 2017
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AKT

Ein Film von Mario Schneider

„Auf daß man tausend Jahr, nachdem wir starben, sehe, wie schön Ihr wart...“ Mit diesem Zitat von Michelangelo beginnt der Film AKT. Mario Schneider portraitiert in AKT vier verschiedene Personen, die zumindest eines verbindet: Sie sind Aktmodelle und stellen ihre Körper in den Dienst der Kunst. Sie tauchen aus der Schnelllebigkeit unserer Welt ab und nackt in der Mitte eines stillen Raumes wieder auf, in einer Pose verharrend, für Minuten und Stunden, und so wird jeder Protagonist selbst zu einer lebenden Skulptur. Hier beginnt eine Beziehung, die schon viele Male Stoff für Filmgeschichten gewesen ist: das Aktmodell und sein Betrachter, der in diesem Falle sowohl der Maler als auch der Kinozuschauer ist. Ein uns unbekannter Mensch wird zur Projektionsfläche, und wir fragen uns: Wer ist dieser Mensch? Wie ist er? Was für ein Leben führt er? Noch bleibt das Modell ein unergründliches Rätsel. Es zieht uns hinein in die Haltung eines Körpers, in die Züge eines Gesichtes und in die Geschichte eines Menschen, und hinter dem Schein öffnet sich das Sein. Mario Schneider ist ein großartiger Gesprächspartner für seine Protagonisten. Schon in seinen vorhergehenden Filmen ist die große Nähe zu den Personen vor der Kamera, ihre Offenheit und Ehrlichkeit immer ein wertvoller Teil seiner dokumentarischen Arbeit gewesen. In AKT wird das „Sich-Zeigen und Sich-Öffnen“ nun auf doppelte Weise auch direkt zum Thema des Filmes, denn seine Hauptpersonen haben eines gemeinsam: Sie stellen sich als Aktmodelle an der Kunsthochschule in Leipzig zur Verfügung und zeigen sich in AKT nicht nur den Kunststudenten, sondern auch dem Kinopublikum. Je mehr wir aber von den Lebensgeschichten dieser sehr unterschiedlichen Menschen erzählt bekommen, desto klarer wird, dass die eigentliche Herausforderung nicht das Ausziehen der Kleidung ist. In AKT begegnen wir vier Menschen nicht nur als lebende Skulpturen, sondern als agierende Menschen in unterschiedlichsten Lebenssituationen. Und am Ende stellen wir fest: Nacktsein heißt nicht bloß unbekleidet zu sein, denn Blöße gibt man sich (und gegenüber anderen) nicht nur dann, wenn man unverhüllt ist.

Die Protagonisten

Gabriela (50)

Gabriela ist eine große, schöne Frau mit markanten Gesichtszügen. Ihr Blick ist wie gespalten, als würde sie mit einem Auge in die Vergangenheit, mit dem anderen in die Zukunft blicken. Ihre Posen sind wie die einer Göttin. Sie strahlt etwas Erhabenes aus, als könne ihr das Leben nichts anhaben. Als ruhe sie vollkommen in sich.

Sie sagt, sie sei im Leben einmal falsch abgebogen. Die Liebe zu Jens, sie war 21 Jahre jung, hat sie aus ihrer eigenen Bahn geworfen und hält sie bis heute in ihrem Bann. Doch ist es noch die Liebe, die beide aneinander bindet? Wie wäre ihrer beider Leben verlaufen, wenn sie nicht ein Schicksalsschlag getroffen hätte. Jens ist im ersten Jahr ihrer Beziehung taub geworden und ein weiteres Jahr später stumm. Seitdem ist Gabriela an ihn gebunden, nicht auf ihrem Weg geblieben und eben abgebogen.

Uta (66)

Sieht man in Utas Gesicht, um das die Kamera leise kreist, erahnt man ihre ungeheure Lebensgeschichte. In ihren schroffen fast männlichen Zügen steht jedoch eines geschrieben; Güte.

Uta ist nahezu blind. Sie und ihr Freund leben ein spartanisches Leben an der Existenzgrenze. Sie ist Straßenmusikerin und ein Original der Stadt. Ihre Lieder erzählen von Liebe und Verlust, von der schnelllebigen Zeit und einer zügellosen Spaßgesellschaft. Taucht man in ihr schweres Leben ein, ist man gebannt und überrascht, denn Uta hat sich der Verbitterung nie hingegeben.

Max (32)

Max steht seit sechs Jahren Model. Sein herkulischer Körper wirkt in jeder Pose wie aus Marmor gehauen. Max ist ständig in Bewegung. Für ihn ist das Aktstehen eine feste Größe im Leben, meditativer Moment im dahinfliegenden Alltag und einziger Moment in dem er zur inneren Ruhe findet.

Die Kamera fährt auf seinen breiten Rücken zu, schwenkt um den Kopf herum und endet im Profil. Max hat eine doppelte Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, im Volksmund „Hasenscharte“ genannt. Wie geht jemand mit einem scheinbar kleinen äußeren Makel um? Welche Auswirkungen hat das äußere Erscheinungsbild auf unser Leben?

Seine Kindheit und Jugend war geprägt von zahlreichen Krankenhausaufenthalten. Die Mutter stets an seiner Seite. Ein Glück für Max und gleichzeitig eine Schieflage im familiären Gefüge zwischen Bruder und Vater.

Anette (26)

„Ich mag den Gedanken, etwas zu hinterlassen, dass man schöne Dinge hinterlässt...“, sagt Anette über ihre Leidenschaft und Berufung als Malerin. Sie studiert im zweiten Semester an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig und kennt die Arbeit des Künstlers im Umgang mit Aktmodellen. Gleichzeitig steht sie selbst Modell in freien Ateliergruppen.

In ihren großformatigen Bildern geht es um Nähe, um das „Halten und Festgehalten werden“. Ihre Bilder sind beeindruckend, kraftvoll und haben den menschlichen Körper, das menschliche Miteinander als Thema. „Wie funktioniert eigentlich Nähe?“, fragt sie sich und uns und gibt uns einen Einblick hinter die Kulissen der Kunst.

 

 

Regiestatement

Schon die kleinen Probedrehs zu „Akt“ waren atemberaubend. Ich stellte mich mit der Kamera vor das Model und filmte, ein Gesicht, das mich direkt anschaute und durch mich hindurch zu blicken schien, in eine Ferne gerichtet und doch unheimlich intim. Das ist es, wonach ich auf der Suche war in diesem Film, nach Momenten der Nähe und Offenheit und einem Blick in die Tiefe der menschlichen Seele. Ich wollte einen Film über das Innen und das Außen des Menschen machen.

Von großem Vorteil hierbei ist, dass die Protagonisten sich nicht für unsere Kamera positionieren, sondern für die Künstler um sie herum. Das ermöglicht uns mit der Kamera und damit auch dem Zuschauer, nahezu unsichtbar zu bleiben, um sie zu schweben und sie wie lebende Skulpturen betrachten zu können.

Die Menschen die Model stehen sind besondere Menschen mit besonderen Geschichten. Ich habe während der Recherche viele getroffen, und eines fiel mir dabei oft auf, dass sie verletzlich auf mich wirkten. Ich spürte, dass ihr Leben fragil ist und an kleinen Veränderungen zerbrechen kann. Ich spürte aber auch eine ungeheure Kraft, die genau das verhindert. Diese Energie, die ihr Leben zusammenhält, oder schwer belasten kann möchte ich in „Akt“ spürbar machen.

 

 

Biografie Mario Schneider

(Regisseur, Autor, Filmkomponist)

  • 1970 geboren in Neindorf
  • 1986 - 1989 Berufsausbildung Metallurge für Hüttentechnik mit Abitur
  • 1992 - 1994 Studium: Musikwissenschaften/Philosophie/Kunstgeschichte
  • 1994 - 1997 Studium: Komposition/Klavier, Musikhochschule Leipzig
  • 1998 - 2000 Studium: Filmkomposition, Musikhochschule München
  • 2000 Abschluss als Diplomfilmkomponist an der Musikhochschule München
  • seit 2000 als Regisseur, Produzent, Autor und Filmkomponist tätig
  • 2004 Gründung der Filmproduktionsfirma 42film GmbH in Halle

Filmografie als Regisseur (Auswahl)

  • 2005 „Helbra”, Kinodokumentarfilm, 70 min., zahlreiche internationale Festivalteilnahmen, u.a. Dokfest Leipzig – Deutscher Wettbewerb
  • 2008 „Heinz und Fred”, Kinodokumentarfilm, 80 min., Koproduziert durch ARTE/MDR, DEFA-Preis beim DOK-Festival Leipzig (2008), Prädikat „besonders wertvoll“ (FBW)
  • 2009 „Das zweite Geschenk”, Kurzfilm (fiktional), 15 min., Friedrich-Wilhelm-Murnau Kurzfilmpreis (2009), Prädikat „besonders wertvoll“ (FBW)
  • 2013 „MansFeld“, Kinodokumentarfilm, 98 min., Koproduziert durch den MDR, Prädikat „besonders wertvoll“ (FBW), DEFA-Preis für einen herausragenden deutschen Dokumentarfilm, 55. DOK-Festival Leipzig (D, 2012), 36. Duisburger Filmwoche (D, 2012), 14. IFF Bratislava (SK, 2012), Stranger than Fiction (D, 2012), 24. Ètats généraux du film documentaire (Lussas, FR, 2013), Festival du film d'éducation d'Évreux (FR, 2013), 10. Filmfest Eberswalde (D, 2013), 2nd International Film Festival Duhok (IRAK, 2013)

 

Crew

Buch und Regie
Mario Schneider

Produktionsleitung & Filmgeschäftsführung
Christoph Kukula

Bildgestaltung
Friede Clausz

2. Kamera
Mario Schneider

Kameraassistenz
Cornelius Blumentritt

Ton
Christian Carl / Kai Hesselbarth / Johannes Doberenz

Schnitt
Gudrun Steinbrück / Mario Schneider

Musik
Cornelius Renz / Mario Schneider

Regieassistenz
Jette Blümler

Postproduktion
Matthias Reger

Mischung
Hans Kölling

Tonschnitt & Sound-Design
Johannes Krause

Farbkorrektur
Tim Kiessig

Redaktion MDR
Martin Hübner

Produzent
Christoph Kukula

Kinostart14. April 2016
FSK0
Runtime105 Min.
TechSpecsBildformat:1:1.85; Tonformat:Dolby Digital 5.1

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DVD-Release 7. Juli 2017
VerpackungSoftbox
LabelGood Movies
DistributorIndigo
BestellNrDV 146858
EAN4015698012156

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