Ein Film von Bastian Günther
In der kargen und unwirklichen Welt von „California City“ ist ein namenloser Held auf dem Weg durch das post-apokalyptische Gebiet der Immobilienkrise. Sein Auftrag ist es, die Swimmingpools der leeren und zwangsgeräumten Häuser von Moskitoplagen zu befreien. Das Gebiet, das er durchstreift, sollte bereits in den 60er Jahren die größte Stadt Kaliforniens werden. Doch mit dem Platzen der Immobilienblase starb auch endgültig die Utopie von „California City“. Zurückgeblieben ist eine Geisterstadt – die Häuser der Wüstenstadt stehen leer, weil die Besitzer ihre Kredite nicht bezahlen konnten. Beauftragt von einer Zentrale fährt der Protagonist zu Häusern mit Swimmingpool, in denen sich Wasser gesammelt hat, versprüht Chemikalien und versucht so der Moskitoplage Einhalt zu gebieten. Doch die Verbindung zur Zentrale wird immer schwieriger und reißt schließlich ganz ab. Und in dem von Dürre und Trockenheit geplagten Landstrich in Kalifornien ist Wasser kaum noch zu finden. Der zunehmend isolierte Moskitojäger hängt seiner verlorenen Liebe nach und spürt den wenigen übriggebliebenen Menschen in „Cal City“ nach. Verlorene, an der Gesellschaft gescheiterte, und solche, die sich den Legenden hingeben, die über den Ort kursieren: sonderbare Explosionen in der Wüste, geheimnisvolle Experimente des Militärs, eine unfertige Wasser-Pipeline. Um die wachsende Unsicherheit, die Isolation und das fehlende Gefühl von Zukunft zu verwinden, wendet sich der Held, auf der Suche nach Antworten und Trost, an Telefon-Hellseher und fanatische Propheten. Die Mischung aus Dokumentarfilm, Essayfilm und Fiktion zeigt die gespenstischen Überreste einer unhaltbaren kapitalistischen Utopie. Die Sinnleere nach der Krise fordert neue Zielsetzungen. In CALIFORNIA CITY mündet sie in phantasierten Bewältigungsstrategien des isolierten Insektenjägers. Seine sich steigernde Melancholie ist der menschliche Gegenpart zur ökonomischen Depression. Am Ende wird deutlich: Der Namenlose muss sich von alten Ideen und Systemen lösen. Er muss einen Weg aus der Depression/Krise finden, in die Zivilisation zurückkehren und „California City“ sich selbst überlassen. So wie der hypnotische Soundtrack wirkt auch der Film nach, denn er provoziert die Frage nach den verlassenen Orten des Scheiterns, den nicht erzählten Überbleibseln unseres Systems.
REGIESTATEMENT
California City... – ein Name, der sich anhört wie ein Versprechen. California City, Land of the sun. Die ersten Gedanken oder Bilder, die einem durch den Kopf gehen, sind wahrscheinlich Strand, Wellen, Sonne oder auch Mexiko City - große Metropole. Und tatsächlich hätte „Cal City“, wie die Leute, die noch dort leben, ihre Stadt nennen, einmal die größte Stadt Kaliforniens werden sollen. Flächenmäßig ist sie sogar die zweitgrößte. Immer wieder wurden Versuche unternommen, diese riesige brachliegende Fläche inmitten der Mojave Wüste zu einer Großstadt zu entwickeln. Das letzte Mal während des Immobilienbooms der frühen 2000er. Fertighäuser wurden aus dem kargen Wüstenboden gestampft. Doch mit dem Platzen der Immobilienblase kam auch das Ende für California City. Es blieb eine Illusion, eine Utopie, eine Schimäre.
Als ich im Jahr 2009 das erste Mal nach California City kam war ich gleichzeitig geschockt und fasziniert von diesem Ort. Die fast neuen Häuser standen im Wüstensand. Aus der Entfernung sah alles friedlich und perfekt aus, doch je näher ich kam, desto seltsamer wurde das Gefühl, das da etwas nicht stimmte. Die Häuser waren leer, das Wasser in den Pools wurde allmählich grün - die Menschen fehlten. Es sah aus, als wäre eine Neutronenbombe eingeschlagen. In viele Häuser konnte man einfach hineingehen, eine Tür stand offen oder ein Fensterglas fehlte. Manchmal schloss mir ein Makler die Tür auf. Drinnen gab es noch Überreste eines vormaligen Lebens. Hemden im Schrank, eine halbgerauchte Zigarre in einem Aschenbecher oder Gewürze in der Küche. Ich fühlte mich, als wäre ich in einem Roman von Philip K. Dick gelandet.
Ich wollte einen Film machen. Einen Film darüber, wie wir uns in einem System verloren haben und wie wir mit den leeren Hüllen und Versprechen einer Idee zurückgelassen wurden. Verlust, Leere, Krise und ihre Auswirkungen. Das waren für mich die zentralen Begriffe für den Film. Wenn man in California City gewesen ist, versteht man voll und ganz, warum der Begriff „Depression“ nicht nur in der Medizin sondern auch in der Wirtschaft verwendet wird. Für dieses Gefühl der inneren Leere ist California City ein nahezu perfektes Sinnbild.
Der Ort übte eine große Faszination auf mich aus - und war sehr inspirierend. Daher kam es fast automatisch zu dem Entschluss, keinen klassischen Dokumentarfilm zu drehen, sondern mit verschiedenen filmischen Erzählformen zu arbeiten. Ich hatte das Gefühl, mich nur so dem Ort richtig annähern und ihm gerecht werden zu können. Es ist in etwa so, als ob man versucht, die ganze Leere und Weite dieses Ortes in einem Bild oder in einer Kameraeinstellung einzufangen. Es ist schwer zu fassen. Man muss sich von verschiedenen Richtungen nähern. Die einzige Perspektive, die dies vielleicht annähernd zu schaffen vermag, ist die aus einer Cessna, von oben auf das Skelett der Stadt herunter, auf die wenigen Dächer, die Straßen und „dirt roads“, die in der Hoffnung auf Wachstum angelegt wurden.
Unsere namenlose Hauptfigur, die unter Liebeskummer leidet, das Ende einer Beziehung zu verkraften hat, nimmt uns mit auf eine Reise durch diesen Landstrich der ihren inneren Zustand, ihre eigene Leere widerspiegelt. California City ist für mich eine Meditation über Verlust, Krise und deren Auswirkungen an deren Ende ein Aufbruch steht. Eine Reflexion über uns und unser Leben, immer auch mit einem Sinn für Humor und mit einem Auge für bizarre Momente und Begegnungen.
Bad Urach | forum 22 | 17.09.-23.09.2015 | |
Berlin | Acud | ab 03.09.2015 | |
Berlin | Brotfabrik | ab 20.08.2015 | |
Berlin | Central | ab 20.08.2015 | Di, 25.8. 20.30 Uhr mit Regisseur |
Berlin | Lichtblick | ab 20.08.2015 | Sa, 22.8. 20.00 Uhr mit Regisseur |
Berlin | filmkunst 66 | ab 20.08.2015 | |
Berlin | filmkunst 66 | 19.08.2015 | 20.00 Uhr Premiere |
Bremen | Ostertor | ab 20.08.2015 | |
Dortmund | SweetSixteen | 20.08.-02.09.2015 | |
Dresden | Kino im Dach | ab 20.08.2015 | |
Düsseldorf | Filmwerkstatt | 03.09.-05.09.2015 | |
Düsseldorf | Metropol | ab 20.08.2015 | |
Erlangen | Manhattan | 30.08.-02.09.2015 | |
Frankfurt | Mal Seh'n Kino | ab 20.08.2015 | Do, 20.8, 20.00 Uhr mit Regisseur |
Freiburg | Harmonie | ab 20.08.2015 | |
Fürth | Babylon | ab 20.08.2015 | |
Hamburg | 3001 Kino | ab 20.08.2015 | So , 23.8., 19.00 mit Regisseur |
Hannover | Kino am Raschplatz | 30.11.2015 | 24.11. Konzert Giant Sand im Pavillon |
Hannover | Kino im Künstlerhaus | 8.10.-14.10.2015 | |
Köln | Filmpalette | ab 20.08.2015 | Fr, 21.08., 21.00 mit Regisseur |
Leipzig | Cineding | ab 20.08.2015 | |
Leipzig | Luru in der Spinnerei | 25.+27.11.2015 | 26.11. Konzert Giant Sand im Werk2 |
Leipzig | Schaubühne | 17.09.+18.09.+22.09.2015 | |
Ludwigsburg | Luna | 23.09.2015 | |
München | Museums-Lichtspiele | ab 20.08.2015 | |
München | Werkstatt | ab 20.08.2015 | |
Nürnberg | Casablanca | ab 20.08.2015 | |
Regensburg | Filmgalerie | 03.09.-09.09.2015 | |
Saarbrücken | Filmhaus | ab 20.08.2015 | |
Schwäbisch Hall | Kino im Schafstall | 22.+26. + 30.10.2015 | |
Seefeld | Breitwand | ab 10.09.2015 | |
Stuttgart | Delphi | ab 20.08.2015 | |
Stuttgart | Delphi | 18.08.2015 | 19.30 Uhr Premiere |
Wiesbaden | Murnau Filmtheater | 16.12.2015 | Regisseur zu Gast |
Würzburg | Central Programmkino | 20.08. - 26.08.2015 |
Jay Lewis
Daniel C. Peart
Chelsea Williams
Regie und Buch
Bastian Günther
Bildgestaltung
Michael Kotschi
Schnitt
Anne Fabini
Musik
Howe Gelb
Ton
Bastian Günther
Sounddesign
Sebastian Tesch / BASISberlin
Tonmischung
Ansgar Frerich / BASISberlin
Farbkorrektur
Goran Mikic
Titeldesign
Niklaas Warda
Schnittassistenz
Kristin Olschewski
Postproduktionskoordination
Sara Kriebel
Produktionsleitung USA
Melanie Hillmann
Produktionsleitung
Benjamin C?
Herstellungsleitung
Arek Gielnik
Redaktion
Doris Hepp
Producer
Sonia Otto
Produzenten
Arek Gielnik und Dietmar Ratsch
Eine Produktion von
INDI FILM
In Koproduktion mit
ZDF
In Zusammenarbeit mit
ARTE
Gefördert durch
MFG Filmförderung Baden-Württemberg, Kuratorium junger deutscher Film, Deutscher Filmförderfonds (DFFF) und MEDIA
Kinostart | 20. August 2015 |
FSK | 0 |
Runtime | 80 Min. |
DVD-Release | 5. August 2016 |
Verpackung | Softbox |
Laufzeit Hauptfilm | 80 Min. |
Label | Good Movies |
Distributor | Indigo |
EAN | 4015698005950 |
Presseheft | Download |
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